
Qualifiziertes Fachpersonal an modernsten Fertigungsanlagen.
In der Metalltechnischen Industrie NÖ (MTI) sind Frauen größtenteils als Marketingleiterin, HR-Verantwortliche, Assistentin oder in einer kaufmännischen Tätigkeit wie Buchhalterin beschäftigt. Dabei bietet gerade diese Industrie-Branche mit ihren vielfältigen Betrieben interessante Berufschancen für eine exzellente Karriere auch im technischen Bereich. Als die beliebtesten Lehrberufe gelten die Metalltechnikerin, die Industriekauffrau, die Kunststofftechnikerin sowie die Prozesstechnikerin.
„Wenn sich junge Frauen für einen technischen Beruf entscheiden, dann wollen sie das zu 100 Prozent. Sie arbeiten mit höchster Konzentration und großem Engagement, um sich in der Männerwelt zu behaupten“, erklärt Elfriede Hell, Geschäftsführerin von HASCO Austria. Als Frau zählt sie beim international führenden Hersteller einbaufertiger, hoch präziser Systemkomponenten für den Werkzeug- und Formenbau sowie für die kunststoffverarbeitende Industrie zu den wenigen Ausnahmen in einer Führungsposition. Grundsätzlich sind Frauen an der Unternehmensspitze in der metallverarbeitenden Branche eher selten zu finden.
Elfriede Hell fand über Umwege zu ihrem Traumberuf. Nach dem Abschluss einer Handelsakademie absolvierte sie die HTL Maschinenbau in einem Abendlehrgang, da sie sich für Physik und Mathematik begeisterte. Über die Stationen Projektleitung, Vertrieb und Produktmanagement landete die Technikerin schließlich bei dem in Guntramsdorf ansässigen Unternehmen. Rückblickend auf die eigene Berufserfahrung empfiehlt sie, die jungen Frauen so früh wie möglich für eine technische Ausbildung und die Karrieremöglichkeiten in diesen Bereichen zu begeistern.
Offene Türen für technikbegeisterte Frauen
120 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon ca. 50 Prozent in der Fertigung, zählt die HASCO Niederlassung, die über 100.000 Normalien im Angebot hat und von Niederösterreich aus Österreich und Südosteuropa betreut. Der Frauenanteil in der Belegschaft liegt bei rund 15 Prozent. Zwei von ihnen sind im technischen Bereich in der Kalkulation bzw. in der Arbeitsvorbereitung tätig. „Unsere Türen stehen für alle interessierten Frauen offen“, so Elfriede Hell, „das gilt vor allem im Bereich der Lehrlingsausbildung.“
„Wir fördern Talente und Vielfalt und brechen damit klassische Verhaltensmuster auf. Wertschätzung als Grundvoraussetzung ermöglicht unseren Mitarbeiterinnen einen kollegialen Umgang in der männlich dominierten Struktur des Arbeitsalltags“, skizziert Geschäftsführerin Hell einen Teil der HASCO-Kultur, und stellt abschließend die Frage: „Von welchem Unternehmen sonst sollten sich Mädchen und Frauen angesprochen fühlen, wenn nicht von einem Metalltechnischen Betrieb, in dem eine Frau in leitender Position steht?“
Weibliche Lehrlinge zur Technik ermutigen
„Frauen entscheiden sich noch zu selten für technische Berufe, obwohl sie hier bessere Verdienst- und Aufstiegschancen hätten. Unsere Aufgabe ist es, diese Chancen verstärkt aufzuzeigen“, beurteilt auch Veit Schmid-Schmidsfelden den Ist-Stand. Verbesserungsbedarf sieht der Obmann der Fachgruppe Metalltechnische Industrie NÖ vor allem in den gegebenen Rahmenbedingungen, um Familie und Beruf besser vereinen zu können.
„Wir müssen junge Frauen ermutigen, MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft sowie Technik zu studieren und technische Berufe zu erlernen. Und wir müssen auch den Eltern veranschaulichen, dass die Industrie spannende Chancen für junge Menschen bietet“, meint Fachgruppen-Obmann Schmid-Schmidsfelden. Derzeit sind von den knapp über 1.000 Lehrlingen der Metalltechnischen Industrie rund zehn Prozent weiblich. Als ihre beliebtesten Lehrberufe gelten die Metalltechnikerin, die Industriekauffrau, die Kunststofftechnikerin sowie die Prozesstechnikerin.
Sind erste Berührungsängste zu den technischen Berufen überwunden, so zeigen sich die Lehrlinge begeistert. „Mädchen sollten bei Betrieben die ‚Tage der offenen Tür‘ nutzen, um Firmen kennenzulernen“, meint Cornelia Langsenlehner, die sich zur Prozesstechnikerin bei Welser Profile Austria in Gresten ausbilden ließ.
Dem stimmen auch die beiden HTL-Schülerinnen Corinne Dieminger und Nina Reichartzeder zu, die in Waidhofen/Ybbs im Fachbereich Wirtschaftsingenieur ihre Schulausbildung absolvieren: „Wenn sich Mädchen für Technik interessieren, dann sollen sie es unbedingt machen. Es ist eine gute Entscheidung. Wir können es auf jeden Fall nur weiterempfehlen, weil Technikerinnen immer gefragt sind.“ Mit ihrer Leidenschaft für Technik hoffen die beiden auf eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit mit internationalem Einsatzgebiet.
Signifikant hohe Frauenquote bei Constantia Teich
Die Constantia Teich GmbH gilt als größtes Unternehmen innerhalb der flexiblen Verpackungsindustrie in Europa, als Weltmarktführer im Bereich Deckelproduktion für die Milchwirtschaft und als regional größter Arbeitgeber im Pielachtal mit Sitz in Weinburg. Von den 930 Arbeitnehmern sind im Betrieb über ein Drittel Frauen beschäftigt, wobei etliche Technikerinnen als leitende Angestellte beispielsweise in der IT oder im Einkauf auch Führungspositionen einnehmen.
„Unsere Erfahrungen sind, dass Frauen beispielsweise im Customer Service besser mit Kunden kommunizieren, sie sind stressresistenter und koordinierter“, erzählt Julia Birner-Schuschu, Leiterin Human Resources. „Wir haben aber auch Produktions-Abteilungen wie den Stanzbereich, in dem die Frauen durch ihre Geschicklichkeit die Nase vorn haben. Während Männer nur 350.000 Platinen rausnehmen, verarbeiteten unsere Frauen bis zu 1,2 Millionen in derselben Zeit.“
Reichhaltige Zusatzangebote für Mitarbeiterinnen
Constantia Teich bietet zahlreiche Angebote – von Teilzeitarbeiten bis zu Home Office-Möglichkeiten – um den Mitarbeiterinnen die Gelegenheit zu geben, ihren Beruf neben der Familie auszuüben. Nicht umsonst wurde Constantia Teich als zertifizierter Betrieb für Familie und Beruf ausgezeichnet.
„Wir versuchen mit betrieblichen Gesundheitsförderprogrammen und sportlichen Aktivitäten sowie Betriebsausflügen unsere Mitarbeiterinnen auch abseits der Arbeit zu erreichen“, berichtet HR-Managerin Birner-Schuschu. „Wir möchten unseren Beschäftigten einen attraktiven Arbeitsplatz bieten und sie langfristig im Betrieb halten, weil deren Expertise wichtig für unsere Kunden ist.“
Facts & Figures:
Die Metalltechnische Industrie ist die Schlüsselindustrie und Job-Motor in Niederösterreich. Sie umfasst alle Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei. Mit über 300 Unternehmen und über 25.900 Beschäftigten erwirtschaftet die Metalltechnische Industrie NÖ pro Jahr einen Produktionswert von 7,3 Milliarden Euro. Die mittelständisch strukturierte Branche stellt das Rückgrat der industriellen Beschäftigung in Niederösterreich dar.
- Zahlen für NÖ:25.994 unselbständig, beschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
- 309 Unternehmen
- 7,3 Mrd. Euro Produktionswert (davon 5,2 Mrd. Euro Umsatz im Ausland)
- 12,7 Prozent des Bruttoregionalprodukts von NÖ erwirtschaftet die Branche
- 1049 Lehrlinge – das entspricht rund 40 Prozent der Industrielehrlinge
- rund 80 Prozent KMU
- rund 85 Prozent Familienbetriebe
- 22,6 Prozent aller NÖ Exporte
- über 115 Mio. Euro F&E-Ausgaben jährlich